Herbert Meusburger – ein gescheiterter Landwirt und Außenseiter

Felix Mitterer lud auch seinen Künstlerfreund Herbert Meusburger zu den Festwochen ein, mit dem er seit 25 Jahren eine intensive Freundschaft pflegt. Kennengelernt haben sie sich bei einem Theaterstück in Feuerburg, bei dem Felix der Gast war. Schnell entwickelte sich eine enge Freundschaft.

Nach der Frage, ob Künstler sein Traumberuf als Kind war, antwortete der kreative Geist ganz klar mit nein.

„Ich wollte Landwirt werden, ich hatte nur die Grundvoraussetzungen nicht. Ich hätte eine Frau heiraten müssen, die einen Hof besitzt. Und da wär ich nicht der Landwirt, sondern der Knecht gewesen“

Holzschnitzer war sein zweiter Berufswunsch, den er auch weiter verfolgte. Später wechselte er zum Material Stein. Der Grund, einen unsicheren Berufsweg einzuschlagen, begründete Meusburger mit einem Wort – Freiheit. „Ein Job als Industriearbeiter würde mich schwer depressiv machen, und wahrscheinlich würde ich das nicht überleben.“ Doch der bildende Künstler glaubte an sich.

„Ich musste mir alles hart erarbeiten. Die ersten Jahre habe ich überhaupt nichts verkauft. Ich hatte das Glück eine tüchtige Frau zu haben, die unsere Familie erhalten hat“

Stolz berichtete mir der Freigeist von seiner Frau, deren Liebe zu ihr im Interview deutlich spürbar wurde. Mit einem Strahlen in den Augen und keineswegs verlegen, gibt er zu, dass er anfangs mehr eine Last für die Familie war. Doch seine große Liebe glaubte an Herbert Meusburger und unterstütze ihn in seinem Tun und Schaffen. „Damals war sie die einzige Person, die an mich geglaubt hat. Erst später glaubten viele an mich.“ Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus. „Jetzt kann ich sagen, dass ich ganz normal gut verdiene“, erzählte mir der bodenständige Bildhauer.

„Wenn das Wetter schön ist und sie ein Konzert mit DJ Ötzi veranstalten, dann werden 2000 Menschen da sein. Aber inhaltlich ist es null.“ Meusburger warnt vor dem Verkommen der Gesellschaft zu einem sogenannten „Unterhaltungsgesindel“.

„Künstler sind heutzutage nicht mehr kritisch genug, sie verkommen zu Dekorateuren“

Er fordert auf kritisch zu denken, Dinge nicht einfach hinzunehmen und will die Menschen ermutigen, ihre eigene Meinung auszudrücken. „Die Mehrheit hat nie Recht bekommen in der Geschichte“, fährt Meusburger fort. „Es hat immer lange gedauert, bis die Minderheit gehört wurde und Recht bekam.“ Er gibt auch offen zu, dass er nur eine Minderheit mit seiner Kunst bedient, doch das reicht ihm. Er will sich von der Masse abgrenzen. Doch ein Außenseiter war er nie.

„Bis man 30 ist, darf man deppad sein“,

rechtfertigt der gelernte Holzschnitzer seine frühere Verschlossenheit vor der Kultur. „Bei mir hat eine Metamorphose stattgefunden – bis ich dreißig war, bin ich nie ins Theater gegangen.“ Ein Außenseiter war er nur, weil er keine klassischen Objekte schuf und von gesellschaftspolitischen Problemen inspiriert wurde.

„Ein Außenseiter war ich nur, weil ich keine Madonna schnitzte oder einen Sepp mit einer Backpfeife in der Goschn“

Der 1953 Geborene ist für seine mehrteiligen Skulpturen bekannt. „Es geht immer ums Trennen und Verbinden – für mich ist das Zeugung, Trennung und Geburt“ – so beschreibt der Opportunist sein Handwerk. Doch Meusburger hat viele Talente und präsentierte seinen Bildband „Verwischt und Vertuscht“, indem er sein Debüt als Maler gibt.

„Ich bin stolz darauf, mir alles alleine erarbeitet zu haben“,

sagt der kreative Kopf zum Schluss des Interviews und macht neugierig. „Ich plane eine Skulptur und versuche die drei Weltreligionen Islam, Christentum und Judentum zu vereinen, denn ich möchte ein Zeichen setzen.“

 

Sabrina Fleisch

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