Zum Abschluss des Literaturschwerpunkts: Felix Mitterer spielt in „Ein Bericht für eine Akademie“

„Hoppla, jetzt komm‘ ich!“

Felix Mitterer singt als Affe Rotpeter

Am letzten Tag des viertägigen Fests kam er tatsächlich noch einmal, der Felix Mitterer – nämlich sogar auf die Bühne! Das Publikum, das den schönen Saal des Gmundner Stadttheaters fast bis auf den letzten Platz besetzte, konnte sich am Sonntag Abend nicht nur von seinen schauspielerischen, sondern auch von seinen Gesangskünsten überzeugen, als er den Affen Rotpeter in seiner Bearbeitung von Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ spielte.

2014 - Schriftsteller und Schauspieler Felix Mitterer als Affe in seinem eigenen Bühnenstück - Ein Bericht für eine Akademie - im Rahmen der Salzkammergut Festwochen 2014 im Stadttheater in Gmunden - Schauspieler Felix Mitterer mit Juliana und Siggi Ha

Juliana und Siggi Haider, in der Mitte Felix Mitterer

Auf seinem Käfig herumturnend, erzählte der an der Goldküste gefangene Schimpanse dem Publikum, wie er eben diesem entkommen ist: Da ihm eine Flucht unmöglich erschien, lernte er durch genaues Zusehen, sich wie ein Mensch zu benehmen und machte Karriere im Variéte´-Theater. So spielten zwischen seinen Monologen immer wieder Juliana und Siggi Haider, zwei Musiker, mit denen Felix Mitterer schon oft zusammengearbeitet hat, Schlager aus der großen Zeit des Variétés und der Affe Rotpeter sang dazu: „Ein Freund, ein guter Freund“, oder „Bei mir bist du schen“ – passend zum gerade Erzählten.

Jedoch kam seine Freiheit um einen schrecklichen Preis: Anpassung und Selbstverleugnung. „So beschloss ich aufzuhören, Affe zu sein.“ Indem er sich jede noch so grauenhafte menschliche Gewohnheit, wie zum Beispiel das Schnaps Trinken oder Pfeife Rauchen, antrainierte, konnte er auch dem zoologischen Garten entkommen. Jedoch war deutlich zu sehen, dass er ein leidendes, eingeengtes und zerrissenes Wesen war: Die meisten „affischen“ Gewohnheiten hatte er abgelegt, aber ganz wie ein Mensch verhielt er sich trotzdem noch nicht – damit war er weder ein wildes Tier, noch nahmen ihn die Menschen in ihre Gesellschaft auf.

Felix Mitterer spielte in diesem Stück, das den Ö1-Hörspiel-Publikumspreis 2014 gewann, einen Charakter voll bösem, verbittertem Sarkasmus. Meine Eindrücke von diesem Abend wechselten zwischen Verstörung und Mitgefühl für die einzige Figur dieses Dramas. Juliana und Siggi Haiders Musik trug zusätzlich zur wehmütigen Stimmung bei – selbst die Fröhlichkeit der heiteren Lieder wirkte gekünstelt und erzwungen.

Über allem stand jedoch Herrn Mitterers herausragende Leistung. So, wie ich ihn bisher kannte – mit seiner ruhigen, gelassenen Art – war ich beeindruckt zu sehen, wie überzeugend er eine gequälte Seele spielen konnte und auch, wie laut seine Stimme werden konnte. Seine Darbietung an diesem Abend, aber auch seine Werke, von denen wir in den letzten vier Tagen ja viele bewundern konnten, wurden vom Publikum nach Ende der Aufführung mit einem Beifallssturm, „Bravo“-Rufen und schließlich sogar Standing Ovations gewürdigt.

Ich kann mich dem nur anschließen. In den letzten paar Tagen habe ich im Zuge meiner spannenden Tätigkeit als Jugendredakteurin nicht nur die Ehre gehabt, mich mit dem vielseitigen Werk dieses großartigen Schriftstellers auseinanderzusetzen, gemeinsam mit meiner Kollegin Sabrina durften wir sogar persönlich mit ihm sprechen und ihn interviewen. Auch für Fotos für unsere Berichte stand er gerne zur Verfügung – trotz seines Erfolgs ist er ein bodenständiger Mensch geblieben!

Das „Fest für Felix Mitterer“ ist zwar jetzt zu einem würdigen Abschluss gekommen, aber meine Tätigkeit ist noch nicht ganz beendet. Heute Abend darf ich noch die Filmvorführung und das anschließende Gespräch zu „Der taumelnde Kontinent“ besuchen, eine Veranstaltung im Rahmen des Themenschwerpunkts „Also sie ham uns den Ferdinand erschlagen – 100 Jahre Erster Weltkrieg“. Auf diesen Abend bin ich als Geschichte-Studentin natürlich schon besonders gespannt!

 

Marlene Fößl

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